Stolpersteinverlegung für Dr. Heinrich Strauß und Ehefrau Theresia
Am Dienstag, den 24. Juni 2025, fand in der Lisztstraße 158 in Ludwigshafen die Stolpersteinverlegung zum Gedenken an Dr. Heinrich Strauß und dessen Ehefrau Theresia, geb. Gern statt. Mitgestaltet wurde dieses Gedenken durch Schüler*innen des Geschichte-Leistungskurses der Jahrgangsstufe 11 des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (Kursleiter Roland Gresch), die mit kurzen Texten die Bedeutung des Erinnerns und der Zivilcourage in den Vordergrund stellten und am Ende der Zeremonie weiße Rosen niederlegten. Für den Verein „Ludwigshafen setzt Stolpersteine“ waren dessen Vorsitzender Gerhard Kaufmann und Liz Schimanski ebenso anwesend wie Dr. Stefan Mörz, Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein.
Dr. Heinrich Strauß, geb. 1876 in Kindenheim/Pfalz studierte Jura und war als angesehener und erfolgreicher Rechtsanwalt über 30 Jahre am Amtsgericht Ludwigshafen tätig, was durch die Anwesenheit des Direktors des Amtsgerichts, Herrn Daniel Kühner, sowie Frau Dr. Christine Walter gewürdigt wurde.
Heinrich und Theresia Strauß lebten mit ihren drei Töchtern Lieselotte, Ilse und Eva, die als Schülerinnen das städtische Mädchenlyzeum, die Vorgängerschule des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, besuchten, in der Lisztstraße 158. Aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurde ihm 1933 aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit die Tätigkeit als Rechtsanwalt untersagt. In der Reichspogromnacht 1938 wurde die Wohnung der Familie geplündert. Heinrich und Theresia Strauß wurden 1940 mit zahlreichen pfälzischen und badischen Juden ins Lager Gurs nach Südfrankreich deportiert, wo Dr. Heinrich Strauß im Februar 1942 starb. Seine Ehefrau Theresia wurde 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie noch im gleichen Jahr ermordet wurde, während den drei Töchtern, die in der Schule aufgrund ihres jüdischen Glaubens zahlreiche Anfeindungen über sich ergehen lassen mussten, die Flucht gelang. Eva und Lieselotte Strauß konnten ins britische Mandatsgebiet nach Palästina fliehen, Ilse Strauß gelang die Flucht über die Niederlande in die USA.
Initiiert wurde die Stolpersteinverlegung durch Herrn Ulrich Esselborn, der in sehr umfangreichen Recherchen die Geschichte der Familie Strauß erforscht hat. Besonders eindrücklich war, dass Dr. Eldad Bahat-Treidel, ein Urenkel des Ehepaares Strauß, gemeinsam mit seinem Stiefsohn an der Zeremonie teilnahm.
Im Anschluss hielten im Rahmen der „Woche der Justiz“ Tabea Dietrich und Lia Pfisterer, Schülerinnen des Geschichte-Leistungskurses der 11. Jahrgangsstufe des GSG, im Amtsgericht einen sehr gelungenen Vortrag zur Geschichte der Familie Strauß, gefolgt von einem Vortrag von Herrn Esselborn. Musikalisch wurde diese Veranstaltung in beeindruckender Weise von der Jazzband des GSG unter der Leitung von Lukas Hatzis eingerahmt.
- Roland Gresch
